Gesundheitsnetze schließen Versorgungslücken
Die folgenden Praxisbeispiele liefern konkrete Ideen zur Gestaltung von regionalen Versorgungsbrücken, mit denen sich Versorgungslücken zwar nicht beseitigen, aber im Interesse der Patientinnen und Patienten verkleinern lassen. Regionalen Akteuren lässt sich so vermitteln, wie sie selbst starten können und welche Lösungsansätze infrage kommen.
Ausgewählte Gesundheitsnetze
Hierbei wurden auch Praxisprojekte berücksichtigt, die selbst nicht in einem strukturschwachen regionalen Kontext entstanden sind. Diese wurden meist mit dem Ziel initiiert, die Effizienz von Arztpraxen zu erhöhen und zufriedenere Patientinnen und Patienten zu haben. Wir haben sie trotzdem ausgewählt, weil sie wegweisend für den Umgang mit knappen Ressourcen sind und gute Anregungen für Regionen mit drohender Unterversorgung liefern können.
Unterschiedliche Schwerpunkte und Reifegrade
Die Auswahl der Praxisbeispiele umfasst sowohl populationsbezogene als auch indikationsspezifische Ansätze. Weiterhin wurden Gesundheitsnetze untersucht, die unterschiedlich "reif" sind. Anhand des ParkinsonNetzwerks Ostsachsen wird die Lage eines relativ jungen Netzwerks aufgezeigt, während mit dem Gesunden Kinzigtal eines der etabliertesten Netzwerke untersucht wurde.
Aus Hürden und Problemen lernen
Die Auswahl schließt nicht nur Erfolgsgeschichten ein, sondern auch solche, die in einer späten Phase in eine „Sackgasse“ geraten sind bzw. sich vor ungelösten technischen, personellen oder finanziellen Herausforderungen befinden. Lehrreich und praxisrelevant sind die folgenden Beispiele aber auch für politische Entscheidungsträger, zeigen sie doch auf, an welchen regulatorischen Hürden Kooperationsmodelle im Gesundheitswesen noch immer scheitern.
Leitfragen für die Studie
In den Interviews mit den Gesundheitsnetz-Experten ging es um eine Vielzahl von Fragen, die hier exemplarisch aufgeführt sind. In den Antworten zeigt sich, welche Faktoren zum Gelingen kooperativer Versorgungsansätze beitragen bzw. an welchen Herausforderungen sie scheitern.
Dies wurden die Gesundheitsnetzwerker gefragt:
- Wie kann trotz eklatanter Lücken im medizinischen und pflegerischen Angebot die Versorgung vor Ort aufrechterhalten werden?
- Wie sehen Kooperationsmodelle zur Entlastung der sich verknappenden ärztlichen Leistungserbringerstruktur aus, damit Ärzte sich auf ihre jeweiligen Kernkompetenzen konzentrieren können?
- Welchen Beitrag können die Delegation und Substitution ärztlicher Leistungen durch Pflege- und Assistenzkräfte sowie deren Weiterqualifikation leisten, um den Ressourcenmangel abzumildern?
- Welche Rolle spielt die Digitalisierung bei der Überbrückung räumlicher Distanzen und der Vernetzung der Akteure in struktur- schwachen Regionen?
- Welche Hürden stehen der Beteiligung aller Leistungserbringer am koordinierten Versorgungsverbund entgegen?
- Welche Rolle kann Prävention innerhalb der Versorgungsstrukturen spielen, um regionale Krankheitslasten und damit verbundene Krankheitsfolgen zu reduzieren?
- Wie können gemeinschaftliche und auf die Bedarfe und Bedürfnisse der Patienten (z. B. in Hinblick auf Mobilität, motorische und kognitive Einschränkungen, Versorgungspräferenzen) abgestimmte Versorgungsstrukturen regional gefördert und unterstützt werden?
- Wie können die verfügbaren medizinischen und pflegerischen Ressourcen durch Verzahnung und Versorgungsmanagement für die eigentlichen Kernaufgaben effizienter genutzt werden?
- Welche Strategien und Maßnahmen haben unter den vorhandenen Anreiz- und Entlohnungssystemen bisher gut funktioniert? Und welche Schwierigkeiten traten beim Aufbau und bei einer nachhaltigen Etablierung von regionalen Gesundheitsnetzen auf?